Arme Sau!

Glücklicher Weise

hatte ich mal wieder die Sonne auf meiner Seite:


Die Story:

An einem meiner seltenen Urlaubstage wurde von einem Arbeitskollegen eine Kawasaki angenommen, die im Kundenauftrag verkauft werden sollte.
Als ich montags zum Arbeitsantritt erschien, stand das Motorrad inkl. Preisauszeichnung im Verkaufsraum.
Auf den ersten Blick machte die Z650 einen vertrauenswürdigen Eindruck.
Reifen, Kettensatz, Bremsbeläge und TÜV waren neu, der Motor war dicht, sprang sofort an und lief mechanisch ruhig. Trotzdem – sicher ist sicher – brachte ich die Kawa noch am selben Tag nach hinten in die Werkstatt.


Bei genauem Hinsehen

traten folgende Mängel auf:

Die Ventildeckeldichtung war mit klarem Silikon aufgesetzt, das überall dort, wo man mit dem Lappen hinkam, sauber abgewischt war. Erst nach der Demontage des Tanks war zu sehen, dass von dem Wundermittel wesentlich mehr als nötig verwendet wurde.

Speichen vorne und hinten waren lose, Nippel ließen sich meist nicht mehr bewegen da mit dem Gewinde festoxidiert.

die Sitzbank durchgerostet, fast irreparabel (aber frischer Bezug war drauf…)

Eine Motorhalterung (hinten, unten links) abgerissen

Wahrscheinlich durch Kettenabriss verursachter Durchbruch im Motorgehäuse, der mit Kaltmetall zugepampt war (kaum zu sehen hinter der Ritzelabdeckung)


Ich hatte längst „die Nase voll“,

baute die „Gurke“ wieder zusammen und rief den Kunden an.
Nach dessen Aussage hatte er das Teil einem "guten Kollegen" für 1000 Euro abgekauft und von einem "befreundetem Mechaniker" für nochmals 600 Euro privat "instand setzen" lassen.
"Arme Sau" schoss es mir durch den Kopf.
Nach 2 Wochen und einigen längeren Gesprächen bekam ich den Auftrag, das Gerät "egal wie" aus seinem Dunstkreis zu schaffen.
Der Erlös sollte nach Möglichkeit meine Rechnung und weitere 150.- Euro – also insgesamt rund 250 Öhre erwirtschaften.


Irgendwann interessierte sich ein netter Mensch

für diese Z650.
Nach kurzer Zeit kamen wir zum Abschluß.
Während des Ausfüllens des Kaufvertrages ("Bastelmotorrad mit mehreren und erheblichen Schäden, die bekannten Schäden im einzelnen aufgeführt….") fragte er, ob ich auf den Motor und/oder andere Teile Garantie geben könne.
Mein deutliches "Nein" und die gleichzeitige Ergänzung des Kaufvertrages mit "es werden keinerlei Funktionen und Eigenschaften zugesichert, insbesondere nicht auf Motor, Getriebe…" bewegte den netten Menschen zum sofortigen Abbruch der Verhandlungen.


Gut, dann nicht.

Ich rief den Besitzer wieder an, teilte ihm mit, er möge seine Kawasaki bitte abholen und meine Rechnung bezahlen, was der auch prompt tat.
Fall erledigt.


So etwa ein 3/4 Jahr später

treffe ich besagten Kawa-Besitzer während meiner Sonntagstour an einer Tankstelle.
Sofort als er mich erkannte ging es los:

"Mensch Kasi, stell dir vor: Das Ar…., dass die schon bei dir kaufen wollte, hat sie mir doch noch abgekauft, für 150 Euro. Nach 6 Wochen krieg’ ich einen Brief von seinem Anwalt: 2300 und’n paar zerquetschte will der von mir."

"Wieso das ?"

"Ei dem is’ der Motor verreckt weil Dichtungsmasse und Kaltmetall im Ölpumpensieb und so, unn jetzt soll ich die Reparatur zahlen."

"Ja hast du dem denn nicht meine Mängelliste (incl. der möglichen Auswirkungen) mitgegeben ?"

"Doch, aber das kann ich nicht beweisen."


"Arme Sau" schießt es mir durch den Kopf….

Da dieser Käufer jedoch von mir schon erfahren hatte, welche Mängel festgestellt wurden, konnte ich der "armen Sau" helfen in dem ich als Zeuge aussagte.
Während der Gerichtsverhandlung kam dann heraus, der jener Käufer schon 11 ähnliche Fälle durchgezogen hatte.
Die Reparaturrechnungen erstellte ein Bekannter, durchgeführt wurden die Arbeiten jedoch nie.
Käufer und Werkstattbesitzer wurden letztlich wegen gemeinschaflichem Betrug in mehreren Fällen belangt.


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